Winterreise
Jochen Kupfer, Bariton :: Susanne Giesa, Klavier
Schuberts Winterreise ist zweifelsohne einer der berühmtesten und wichtigsten Liederzyklen der Musikgeschichte. Dabei stieß dieses Werk, das Franz Schubert selbst seinen Freunden als "Zyklus schauerlicher Lieder" vorstellte, bei der ersten Darbietung auf wenig Zustimmung. Die 24 Lieder seien zu depressiv und hoffnungslos. Auch in Jochen Kupfers Aufnahme ist die Depression und Aussichtslosigkeit der unerfüllten Liebe eines jungen Mannes zu spüren. Allerdings blitzt immer wieder die unbändige Hoffnung, die überwältigende Liebe hervor.
Die im Jahre 1827 entstandene Winterreise basiert ausschließlich auf Texten von Wilhelm Müller und war von
Anfang an genuiner Liedstoff - Eine Tagebuchnotiz Wilhelm Müllers von 1815:
"Ich kann weder spielen noch singen, und wenn ich dichte so singe ich doch und spiele auch. Wenn ich die Weisen von mir
geben könnte, so würden die Lieder besser gefallen als jetzt. Aber getrost, es kann sich ja eine gleichgesinnte Seele finden,
die die Weisen aus den Worten heraushorcht und sie mir zurückgibt."
Jochen Kupfer zeigt in diesem stärksten und abwechslungsreichsten Zyklus Schuberts eine Fülle an Farben und
überraschenden Perspektiven. Durch die außergewöhnlich behutsame Behandlung der Texte und die perfekte Harmonie
mit seiner Begleiterin Susanne Giesa entstand diese zutiefst berührende und außergewöhnliche Einspielung der Winterreise.
Die musikalische Symbiose von Gesangsstimme und Klavier mag auch auf die Freundschaft der beiden Künstler
zurückzuführen sein. Die intensive gemeinsame Arbeit an den Liedern hört man nicht nur, man spürt sie.
Kupfers erster Kontakt mit der Winterreise erfolgte schon in frühester Jugend. Mit der wachsenden Lebenserfahrung veränderte
sich auch die Interpretation der Winterreise ständig. Die hier vorliegende Aufnahme ist aus einem sehr jugendlichen Verständnis
heraus entstanden, geprägt von einer ehrlichen und unbeeinflussten Interpretation.
Selten war Schuberts Winterreise so verinnerlicht, jugendlich und ehrlich zu hören.